Weil sie in
den Ölbohrungen, die der russische Staatskonzern Gazprom in der Arktis derzeit
vornimmt, eine extreme Gefährdung des Arktischen Ökosystem sehen, protestierten
Greenpeace Aktivisten vor Ort und wurden festgenommen.
Mit dem Schiff
"Arctic Sunrise" waren sie in die Nähe einer Ölplatform in der
Petschorasee gefahren, um an dieser ein Transparent mit einem Protestslogan
anzubringen. Jetzt hat der russische Geheimdienst FSB das Schiff geentert und
schleppt es derzeit in den russischen Hafen Murmansk ab.
Russland wirft ihnen Piraterie und Terrorismus vor.
Gerade hier in
Deutschland ist das Medienecho gross. Die Zeitungen und Nachrichtendienste
stellen sich eher auf die Seite der Umweltschutzorganisation, die Russlands
Regierung Willkür und ihrerseits Piraterie vorwirft.
Ich selbst bin
eher geteilter Meinung, zwar habe ich enormen Respekt vor den Aktivisten die
bestimmt wussten welches Risiko sie mit dieser Aktion eingehen, aber dass die
Sprecher von Greenpeace jetzt so überrascht tun ist doch recht unglaubwürdig.
Damit spielen sie ja eher den Mut ihrer eigenen Aktivisten herunter.
Doch der Tenor
der in den meisten Foren und Internet Communities vorherrscht finde ich
trotzdem erschreckend:
"Jemand
soll mal bitte die Ökobilanz dieser Aktion ausrechnen"
"Sinnlos,
wo waren bitte die Greenpeaceaktivisten, die tatkräftig in Fukushima
mitgeholfen haben"
"Russland
hat recht! Putin muss es sich nicht gefallen lassen, dass ihm irgendwelche
Aktivisten oder radikalisierende Pussys auf der Nase rumtanzen, wir brauchen
auch unser tägliches Öl"
"Um in
einer Menschlichen Gemeinschaft zu leben, müssen sich alle zwingend an die
Regeln halten, über diese Regeln darf man sich nicht hinwegsetzten, auch wenn
man glaubt moralisch richtig zu handeln"
So geht es in
einer Tour weiter, vom Argument, dass das Greenpeace Schiff ja auch nur mit Öl
fährt bis hin zum gängigsten Vorwurf, dass sich die Aktivisten durch aus der
Aktion resultierende Spenden nur selbst bereichern wollen.
Radikale
Ökosekte, geldgierige Säcke unter dem Deckmantel von Umweltschützern,
Öko-Kiffer - die Reihe der Verallgemeinerungen und Vorurteile sind lang - mich
hat das unglaublich wütend gemacht.
Leute die
diese Kommentare (besonders letzteren) schreiben, müsste man zwingen selbst
einmal in einem Land wie Russland zu leben.
Besonders der
letzte Satz ist für mich die Dekadenz der Demokratie. Für uns sind unsere
Freiheiten so normal und alltäglich geworden, dass wir sie nicht mehr
wertschätzen. Pressefreiheit, Freie Meinungäusserung, Sexuellefreiheit und eine lebenswerte Zukunft, all das sind wertfolle Güter für die wir nie aufhören dürfen zu kämpfen.
Viele
kritisieren auch, dass Greenpeace "nur" gegen eine
"mögliche" Verschmutzung der Arktis protestiert und dass es ja keinen Ghrund gäbe sich so aufzuregen, wo doch noch nichts passiert sei.
Passiert dann
aber so etwas wie die Ölkatastrophe im Golf von Mexico ist das Gejammer gross
und alle meinen, dass man das ja hätte kommen sehen müssen. ARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRG
Mit solchen
Aktionen zwingt Greenpeace den deutschen Durchschnitts Sesselfurzer, der nur
gelegentlich am Stammtisch sein Maul auf reisst, über seinen egoistischen
Tellerand hinaus zu blicken.
Was man da zu
sehen bekommt ist natürlich unbequem.
Die Greenpeace
Aktivisten üben mit ihren Aktionen indirekte Kritik an der vor sich hinvegetierenden
untätigen, taubstummen und meinungslosen Bevölkerung. Diese will von den
Problemen dieser Welt auf keinen Fall etwas mitbekommen und weiterhin ihr
bequemes Leben pflegen. Ihre eigene Untätigkeit rechtfertigen sie, in dem sie
das Engagement anderer in den Dreck ziehen. So vermeiden sie ein schlechtes
Gewissen und ihre kleine, beschränkte Welt ist wieder in Ordnung.
Über die
Inhalte die Bündnisse wie Greenpeace, der WWF oder PETA vertreten denken sie
gar nicht nach - natürlich nicht. Denn würden sie das tun, müssten sie
einsehen, dass sie mit ihrem eigenen Konsum orientierten Lebensstiel unsere
Gesellschaft, unsere Menschlichkeit und unseren Planeten kurz- und langfristig
an die Wand fahren.
Ich bin mir
durchaus bewusst, dass auch bei diesen Organisationen nicht alles was glänzt
Gold ist, aber wo ist das schon so. So viele Mängel diese Organisationen auch
haben, sie tun wenigstens etwas!
Unsere
Nachfahren müssen mit dem Leben was wir heute aus unserem Planet machen, und
bis jetzt ist das nichts Gutes! Für eine bessere Zukunft, für einen Planet auf
dem auch noch unsere Urenkel leben können und für Menschlichkeit im Umgang mit Tieren, dafür
setzen sich diese Organisationen ein - dafür lohnt es sich zu kämpfen!
Ich
schliesse diesen Post mit einem Zitat:
"Greenpeace
kämpft an der falschen Front,
Das
primäre Problem ist der Mensch"
Spiegel
Online: silence_dirk
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